Paul Dessau (1894 – 1979)
Das Lied vom achten Elefanten aus Der gute Mensch von Sezuan, bearbeitet von Leonhard Kuhn (2022)
Sieben Elefanten hatte Herr Dschin,
Und da war noch der achte.
Sieben waren wild und der achte war zahm,
Und der achte war's, der sie bewachte.
Trabt schneller! Trabt schneller!
Herr Dschinn hat einen Wald,
Der muß vor Nacht gerodet sein,
Und Nacht ist jetzt schon bald!
Sieben Elefanten rodeten den Wald,
Und Herr Dschinn ritt hoch auf dem achten.
All den Tag Nummer acht stand faul auf der Wacht
Und sah zu, was sie hinter sich brachten.
Grabt schneller! Grabt schneller!
Herr Dschinn hat einen Wald,
Der muß vor Nacht gerodet sein,
Und Nacht ist jetzt schon bald!
Sieben Elefanten wollten nicht mehr,
Hatten satt das Bäumeabschlachten.
Herr Dschin war nervös, auf die sieben war er bös
Und gab ein Schaff Reis dem achten.
Was soll das? Was soll das?
Herr Dschin hat einen Wald,
Der muß vor Nacht gerodet sein,
Und Nacht ist jetzt schon bald!
Sieben Elefanten hatten keinen Zahn,
Seinen Zahn hatte nur noch der achte.
Und Nummer acht war vorhanden, schlug die sieben zuschanden,
Und Herr Dschin stand dahinten und lachte.
Grabt weiter! Grabt weiter!
Herr Dschin hat einen Wald,
Der muß vor Nacht gerodet sein,
Und Nacht ist jetzt schon bald!
Kurt Weill (1900 – 1950)
Das Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens aus Die Dreigroschenoper, bearbeitet von Leonhard Kuhn (2022)
Der Mensch lebt durch den Kopf.
Sein Kopf reicht ihm nicht aus.
Versuch es nur, von deinem Kopf
Lebt höchstens eine Laus.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht schlau genug.
Niemals merkt er eben
Diesen Lug und Trug.
Ja, mach nur einen Plan!
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch’nen zweiten Plan
Gehn tun sie beide nicht.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht schlecht genug.
Doch sein höhres Streben
Ist ein schöner Zug.
Ja, renn nur nach dem Glück
Doch renne nicht zu sehr
Denn alle rennen nach dem Glück
Das Glück rennt hinterher.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht anspruchslos genug.
Drum ist all sein Streben
Nur ein Selbstbetrug.
Kurt Weill (1900 – 1950)
Seeräuber-Jenny aus Die Dreigroschenoper, bearbeitet von Leonhard Kuhn (2022)
Meine Herren, heute sehen Sie mich Gläser abwaschen
Und ich mache das Bett für jeden.
Und Sie geben mir einen Penny und ich bedanke mich schnell
Und Sie sehen meine Lumpen und dies lumpige Hotel
Und Sie wissen nicht, mit wem Sie reden.
Und Sie wissen nicht, mit wem Sie reden.
Aber eines Abends wird ein Geschrei sein am Hafen
Und man fragt "Was ist das für ein Geschrei?"
Und man wird mich lächeln sehn bei meinen Gläsern
Und man sagt "Was lächelt die dabei?"Und ein Schiff mit acht Segeln
Und mit fünfzig Kanonen
Wird liegen am Kai.Man sagt "Geh, wisch deine Gläser, mein Kind"
Und man reicht mir den Penny hin.
Und der Penny wird genommen, und das Bett wird gemacht!
Es wird keiner mehr drin schlafen in dieser Nacht.
Und sie wissen immer noch nicht, wer ich bin.
Und sie wissen immer noch nicht, wer ich bin.
Aber eines Abends wird ein Getös sein am Hafen
Und man frag "Was ist das für ein Getös?"
Und man wird mich stehen sehen hinterm Fenster
Und man fragt "Was lächelt die so bös?"Und das Schiff mit acht Segeln
Und mit fünfzig Kanonen
Wird beschiessen die Stadt.Und es werden kommen hundert gen Mittag an Land
Und werden in den Schatten treten
Und fangen einen jeglichen aus jeglicher Tür
Und legen ihn in Ketten und bringen vor mir
Und mich fragen "Welchen sollen wir töten?"
Und mich fragen "Welchen sollen wir töten?"
Und an diesem Abend wird es still sein am Hafen
Wenn man fragt, wer wohl sterben muss.
Und dann werden Sie mich sagen hören "Alle!"
Und wenn dann der Kopf fällt, sage ich"Hoppla!"Und das Schiff mit acht Segeln
Und mit fünfzig Kanonen
Wird entschwinden mit mir.
Kurt Weill (1900 – 1950)
Die Moritat von Mackie Messer aus Die Dreigroschenoper, bearbeitet von Leonhard Kuhn (2022)
Und der Haifisch, der hat Zähne
Und die trägt er im Gesicht
Und MacHeath, der hat ein Messer
Doch das Messer sieht man nicht
An 'nem Schönen blauen Sonntag
Liegt ein toter Mann am Strand
Und ein Mensch geht um die Ecke
Den man Mackie Messer nennt
Und Schmul Meier bleibt verschwunden
Und so mancher reiche Mann
Und sein Geld hat Mackie Messer
Dem man nichts beweisen kann
Jenny Towler war gefunden
Mit nem Messer in der Brust
Und am Kai geht Mackie Messer
Der von allem nichts gewusst
Und das große Feuer in Soho
Sieben Kinder und ein Greis
In der Menge, Mackie Messer, den
Mann nicht fragt und der nichts weiß
Und die minderjährige Witwe
Deren Namen jeder weiß
Wachte auf und war geschändet
Mackie welches war dein Preis?
Kurt Weill (1900 – 1950)
Barbara-Song aus Die Dreigroschenoper, bearbeitet von Leonhard Kuhn (2022)
Sicher scheint der Mond die ganze Nacht,
Sicher wird das Boot am Ufer festgemacht,
Aber weiter kann nichts sein.
Ja, da kann man sich doch nicht bloß hinlegen,
Ja, da muß man kalt und herzlos sein.
Ja, da könnte so viel geschehen,
Aber da gibt's überhaupt nur "nein"Ach, es schien der Mond die ganze Nacht,
Und es ward das Boot am Ufer festgemacht,
Aber weiter konnte nichts sein.
Ja, da kann man sich doch nicht gleich hinlegen,
Ja, da muß man kalt und herzlos sein.
Ja, da könnte doch viel geschehen,
Ja, da gab's überhaupt nur "nein"
Hanns Eisler (1898 – 1962)
Ändere die Welt, sie braucht es, bearbeitet von Leonhard Kuhn (2022)
Mit wem säße der Rechtliche nicht zusammen,
dem Rechte zu helfen?
Welche Medizin schmeckte zu schlecht dem Sterbenden?
Welche Niedrigkeit begingst du nicht, um die Niedrigkeit auszutilgen?
Könntest du die Welt endlich verändern,
wofür wärst du dir zu gut?
Wofür wärst du dir zu gut?