Schon als Kind wusste ich, sei es von Bilderbüchern, Postkarten oder Fotos, wie ein Elefant aussieht: dick, grau, verdammt große Ohren und natürlich mit Rüssel.

Der Moment als ich dann aber damals einem Elefanten in seinem natürlichen Lebensraum tatsächlich gegenüberstand (man muss das eigentlich nicht extra dazu sagen, aber der Zoo ist selbstverständlich nicht der natürliche Lebensraum des Elefanten, … da kommen nur die Eisbären her), ich sehen konnte wie die großen Ohren im Wind schlackern, wie er mit seinem Rüssel geschickter umgeht als manch einer mit seinen Händen und trotz seiner Größe und seines Gewichts eine majestätische Eleganz ausstrahlt, ist ein Moment den ich nicht mehr vergessen werde.

Ich glaube das Besondere an einem solchen Moment ist, dass man nicht mehr nur auf das Sehen beschränkt ist. Sämtliche Sinne sind aktiv und können sich erst dann zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Das Riechen, Hören, Spüren und Schmecken verbinden sich in diesem Augenblick mit dem Bild, welches das Auge schon kennt.

Eine solche Erfahrung durfte ich vergangene Woche in Hamburg wieder machen, als wir mit der Jungen Deutschen Philharmonie in der Elbphilharmonie spielten.

Seit vielen Jahren wird über dieses Bauprojekt gesprochen und gestritten, jetzt ist es fertig und überall sieht man Bilder und Berichte.

Zusammengefasst kann man denke ich sagen, dass das Projekt Elbphilharmonie einen Großteil des Orchesters, bewusst oder unbewusst, schon seit vielen Jahren begleitet. Ich persönlich kann mich erinnern erstmals vor sieben Jahren in Hamburg mit einem Einheimischen über das Projekt gesprochen zu haben. Sieben Jahre, das ist fast ein Viertel meines Lebens.

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Am Montag, den 8. Januar 2018 war es dann soweit. Der Moment, als ich den ersten Schritt auf die Bühne machte und der Saal, welchen ich schon hundertfach in zweidimensionaler Viereckform gesehen habe, vor mir auftauchte, war ein sehr besonderer Moment. Das Bild von meinem Auge verband sich mit den Eindrücken meiner anderen Sinne und fügte sich zu einem Gesamtbild zusammen. Die Größe des Raumes, welcher aber dennoch eher wie ein Wohnzimmer wirkt, die grauen Platten an den Wänden, die durch spezielle Berechnungen den Klang optimal im Raum verteilen sollen, und welche sich wie einfacher Beton anfühlen, sowie der Geruch, der zu diesem Saal gehört. Jedes Flüstern und jeden Schritt kann man von überall sehr klar hören, als würde der Schall vom Ursprung aus auf direktem Wege in deinem Ohr landen. Das alles verbunden mit den Bildern, die ich schon gesehen habe und den Diskussionen, welche ich während des gesamten Entstehungszeitraums immer wieder verfolgt habe, vervollständigten endlich das Bild der „Elphi“ in meinem Kopf. Das war mein ganz persönlicher Elphifant Moment.

Dadurch, dass wir zwei Schulkonzerte und ein Abendkonzert in dem neuen Saal spielen durften, ergab sich die Möglichkeit in den Pausen viel Zeit dort zu verbringen und auch ein wenig zu experimentieren. Ein Posaunist aus dem Orchester nutzte eine dieser Pausen, um sich an den Flügel zu setzten und zu spielen. Wann hat man schon die Möglichkeit auf einer weltbekannten Bühne zu sitzen und auf einem Steinway Konzertflügel zu spielen, ohne dass einen 2000 Augenpaare dabei beobachten? Es gab allerdings doch ein paar Augenpaare im Publikum. Die Besitzer dieser Augenpaare, Mitglieder des Orchesters, konnten durch den Saal laufen, um von jeder Stelle oder Empore aus den ausgeglichenen und klaren Saalklang zu bestaunen.

Des Weiteren bin ich mir sehr sicher, dass ich so schnell keinen spontanen Beatbox-Jam mehr in der Elbphilharmonie erleben werde.

Jeder Einzelne betritt diesen Saal mit seinen persönlichen Erwartungen, ob als Musiker oder Konzertbesucher, und ich denke, unabhängig davon ob diese erfüllt oder enttäuscht wurden, war es für das gesamte Orchester eine sehr besondere Erfahrung zwei Tage in der Elbphilharmonie spielen und zuhören zu können.

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