Für das Projekt wurden Werke von Mieczysław Weinberg, Tzvi Avni und Felix Mendelssohn Bartholdy ausgewählt, dreier Komponisten jüdischer Herkunft, deren Unterschiedlichkeit die jeweilige Schaffenszeit reflektiert. Nach einer intensiven fünftägigen Probenphase im Haus der Deutschen Ensemble Akademie in Frankfurt wurden vom 31. Januar bis 2. Februar 2020 drei Konzerte in der Bad Homburger Werner Reimers Stiftung, der Romanfabrik Frankfurt und dem Landratsamt Hofheim gegeben.

Der Titel des Projektes SAITENWECHSEL lässt erahnen, dass es sich um eine Besetzung mit Streichinstrumenten handeln könnte. Genauer gesagt um die Standardbesetzung – zwei Violinen, Viola und Violoncello – des Streichquartetts, dessen Wurzeln tief in der europäischen Musikkultur liegen und das bis heute eine große Faszination ausübt. Bei Mendelssohns Werk, dem Oktett Es-Dur op. 20, kamen die Musiker in doppelter Streichquartett-Besetzung als Oktett zum Einsatz.

Die Seiten wechseln, Perspektiven verändern und Klangfarben variieren – das waren die Quintessenzen des Programms, welche die Musiker außerordentlich gut zum Vorschein brachten. Sowohl die Musiker als auch die Konzertbesucher durften die Aufführungen aus einer ganz neuartigen Perspektive erleben, denn die Sitzordnung der Künstler war diesmal alles andere als gewöhnlich. Sie entschieden sich bei diesem Projekt, in der Quartett- und Oktettformation in einem geschlossenen Kreis zu sitzen anstatt wie üblich in einem Halbkreis. Diese Form des Aufbaus führte dazu, dass das Zusammenspiel der Musiker und die Kommunikation untereinander einfacher und intensiver verlaufen konnten. Aber auch die Zuhörer profitierten von dieser experimentellen Sitzweise, denn sie saßen in einem Kreis um die Musiker herum und hatten so die Möglichkeit, ihnen während des Konzertes über die Schultern zu schauen und auf diese Weise näher am Geschehen zu sein. Die Atmosphäre im Konzertsaal war einzigartig, und als Zuhörer konnte man hier Musik ganz anders erleben als sonst.

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Die Konzerte begannen mit dem Streichquartett Summer Strings von Avni, gefolgt von Weinbergs #Streichquartett Nr. 8#. Anschließend fusionierten die beiden Quartette und spielten gemeinsam Mendelssohns Oktett in Es-Dur. Beendet wurde das Konzert mit einer Zugabe, die bewies, dass Musiker der Jungen Deutschen Philharmonie nicht nur großes Talent im Beherrschen ihrer Instrumente zeigen, sondern sich darüber hinaus auch gekonnt mit dem Arrangieren von Stücken beschäftigen. Die Zugabe, der vierte Satz aus Joseph Haydns Streichquartett in Es-Dur Op. 33 No. 2, genannt „The Joke“, wurde eigens für SAITENWECHSEL von Mario Alarcón Cid, einem Cellisten der Jungen Deutschen Philharmonie, für Oktett arrangiert und von den Musikern äußerst humorvoll auf die Bühne gebracht.

Wie so oft bei Konzerten der Jungen Deutschen Philharmonie wurde die Moderation von den Musikern selbst übernommen. In einem Moderationsworkshop mit Mirjam Theil hatten sich die Teilnehmenden im Zuge der Probenphase eingehend mit dem Programm beschäftigt. Dabei produzierten sie eigene Moderationstexte, probten sie mit Hilfe der Workshopleitenden und trugen die Moderationen schließlich in den Konzerten vor.

Die Musiker strahlten auch dieses Mal eine einzigartige Leidenschaft beim gemeinsamen Proben und Musizieren aus. Isabel Kreuzpointner – eine der zwei Bratschistinnen – hatte großen Spaß an dem Projekt und nimmt einige neue Erfahrungen mit: „Ich fand es besonders inspirierend, mit Kollegen aus dem Orchester Kammermusik zu spielen, weil es noch einmal eine ganz andere, in gewisser Weise auch intensivere und individuellere Zusammenarbeit ist.“ Gerade das Mendelssohn-Oktett wollte sie „schon lange einmal spielen“ und es hat ihr „trotz des Arbeitsaufwands große Freude bereitet.“ Des Weiteren berichtet sie: „Auch das Streichquartett von Avni war für mich sehr interessant, da ich den Komponisten vorher nicht kannte. Mit Hilfe unserer Dozentin Megumi Kasakawa, die Mitglied im Ensemble Modern und somit Spezialistin für Neue Musik ist, konnten wir sein Werk #Summer Strings# kennenlernen.“

Für mich war SAITENWECHSEL etwas ganz Besonderes, da die Organisation dieses Kammermusikprojektes der Konzertreihe ROMANFABRIK im Rahmen des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) Kultur in meiner Hand lag. Im Zuge des FSJs dürfen die Freiwilligen ein eigenes Projekt planen und umsetzen, und ich hatte das Glück, diese höchst interessanten Kammermusikkonzerte organisieren zu können. Vor allem die selbständige Vorbereitung war eine ganz neue Erfahrung für mich: das Anfragen von Busunternehmen, das Reservieren von Hotels, das Vereinbaren der Verträge mit den Dozenten und die Kommunikation mit den Veranstaltungsorten gehörten unter anderem zu meinen Aufgaben. Besonders schön war es, nach der intensiven Vorbereitungsarbeit das musikalische Endergebnis bei den Konzerten sehen und hören zu können.

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Elisa Grossmann
Freiwilliges Soziales Jahr Kultur (2019-2020)