Die Junge Deutsche Philharmonie ist ein Orchester, das jungen Musiktalenten Gelegenheit bietet regelmäßig anspruchsvolle Konzertprogramme mit renommierten Dirigenten und Solisten einzustudieren und in den großen Sälen der europäischen Musikstädte aufzuführen. Ein wertvolles Ausbildungsangebot, das durch eine weitere außergewöhnliche Möglichkeit ergänzt wird: Die Mitglieder können in vielfältiger Weise bei der Gestaltung des Orchesterbetriebes mitwirken. Für die zukünftigen Berufsmusiker bedeutet dies wertvolle Erfahrungen angesichts der veränderten Anforderungen an sie, die zunehmend über ihre rein musikalische Qualifikation hinausgehen.
Aus der Überlegung, wie die Junge Deutsche Philharmonie die Ausbildung ihrer Musiker entsprechend erweitern könnte, entstand vor einem Jahr die Idee des Projekttages. In Workshops erarbeiten die Orchestermitglieder gemeinsam mit Experten unterschiedliche Themen und Aspekte aus dem Musikbetrieb z.B. Programmgestaltung, Dramaturgie, Pressearbeit, Werkeinführung und Musikvermittlung. Für diese Zusammenarbeit werden Experten und Künstler anderer Sparten eingeladen, um auf andere Sichtweisen aufmerksam zu machen und neuartige Zugänge zu eröffnen. Ziel ist neben der Weiterbildung der Musiker gleichfalls innovative Ideen und Konzepte für künftige Programme, Konzerte und weitere Projekte der Jungen Deutschen Philharmonie zu entwickeln. Die methodische Herangehensweise bleibt den Dozenten und Musikern frei überlassen. Der Experimentierfreude sind keine Grenzen gesetzt. Abgeschlossen ist die Ideenfindung jedoch erst nach Überprüfung auf Realisierbarkeit.
Innerhalb der Probenphase zur diesjährigen Sommertournee, werden der 13. und 14. September für den zweiten Projekttag der Jungen Deutschen Philharmonie genutzt.
Ein Schwerpunkt dieses Projekttages liegt auf dem Programm der Sommerarbeitsphase 2008. So bereiten die Orchestermusiker, vom Berliner Rundfunkjournalisten Uwe Friedrich beraten, wieder eine Werkeinführung für die Konzerte der Sommertour vor. Ein anderer Workshop befasst sich speziell mit Olivier Messiaen, dessen 100. Geburtstag wir dieses Jahr feiern. John Carewe, ein Schüler dieses Komponisten, ist eingeladen gemeinsam mit den Musikern die Bedeutung Messiaens im Kontext der Musik des 20. Jahrhunderts zu erörtern.
Weitere Workshops behandeln das Thema Festival. Hier geht es um Aspekte der Organisation, Programmplanung und Durchführung von Musikfestivals. Beispielsweise werden gemeinsam mit Bojan Budisavljevic (Künstlerischer Leiter des Netzwerk Neue Musik e.V.) die Anforderungen an ein Festival für Neue Musik zusammengetragen und diskutiert.
Mit Xavier Zuber (Leitender Dramaturg der Staatsoper Stuttgart) betrachten die Musiker das alltägliche Musikgeschehen und seine Entwicklung und leiten daraus die notwendigen Eigenschaften für „das Orchester der Zukunft“ ab. Außerdem gibt es Workshops zum Thema Öffentlichkeitsarbeit. Worauf es beispielsweise beim Verfassen von Porträts und Interviewtexten ankommt, lernen die Workshopteilnehmer in den kulturjournalistischen Übungen bei Alexander Fröhlich (freier Journalist).
Mit diesen Workshops vermittelt der Projekttag den Orchestermitgliedern Fähigkeiten, die weit über das Musizieren hinausgehen. Sie bekommen ein Verständnis vom professionellen Musikbetrieb, erwerben soziale Kompetenzen und üben sich im Austausch über ästhetische Fragen. Eine Vielzahl von Kenntnissen und Fähigkeiten, deren konzentrierte und praxisnahe Vermittlung eine wertvolle Ergänzung zur Hochschulausbildung darstellt.
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Luise Ehrhardt