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SPEKTREN

Ausblick auf die Winter-Kammermusik 2023

Nach der Frühjahrsarbeitsphase 2022 fiel mir als frisch gewähltes Mitglied des Programmausschusses gleich die Aufgabe zu, in unserer Videoserie „Auftakt“ das Programm der Winter-Kammermusik 2023 SPEKTREN vorzustellen. Die Programme werden schon immer weit im Voraus geplant und in diesen Prozess war ich nicht involviert, außerdem stecke ich als Trompeter nicht so tief in der Materie der Klavier- und Streicherkammermusik. So musste ich mich mit den verschiedenen Klangwelten des Programms erst einmal vertraut machen. Dabei stellte ich fest, dass der Titel SPEKTREN nicht passender hätte gewählt werden können. Dies ist vor allem dem Schaffen György Ligetis (1923–2006) zu verdanken, dessen 100. Geburtstag wir in der Saison 2022/23 als Junge Deutsche Philharmonie feiern. Seine Musik steht auch bei der Winter-Kammermusik im Mittelpunkt. 

Doch warum nun SPEKTREN? Das Konzert nimmt uns mit auf eine Reise in die Klangwelten, Epochen und Einflüsse, die Ligeti geprägt haben oder die er selbst prägte. Die musikalischen Farbspektren könnten unterschiedlicher nicht sein: Im Zentrum des Programms stehen zwei von Ligetis insgesamt achtzehn Klavieretüden, die für ihre technische Komplexität berüchtigt sind – L’escalier du diable und Fanfares. Beide ziehen mit ihrer Virtuosität und ihrem aufgeregten, hitzigen Charakter in den Bann. Dabei klingen sie aber nicht wie gewöhnliche Fingerübungen, wie der Reihentitel „Etüden“ vermuten lässt, sondern lassen das Klavier auf schon fast skurrile Weise mit dem Publikum sprechen.

Das Spektrum von Ligetis Klangfarben wird durch Kompositionen zweier Landsleute ergänzt: Zoltán Kodály (1882–1967) und György Kurtág (*1926). In Kodálys Sonatina für Cello und Klavier  nimmt das bisher solistisch erklingende Klavier den Dialog mit dem Cello auf. Denn neben dem Klavier sind die Streichinstrumente die Protagonisten dieses Konzertabends. In den unterschiedlichsten Besetzungen modulieren sie das gesamte Spektrum ihrer Klangfarben, sei es im Duo mit Cello und Klavier, sei es solistisch in Kurtágs Signs Games and Messages for Strings. Auch die klassische Besetzung des Klavierquartetts fehlt nicht: Mit Gustav Mahlers Quartett in a-Moll erklingt eine echte Rarität, ist es doch das einzige Kammermusikwerk, welches der österreichische Komponist hinterlassen hat. Ligeti selbst hatte Österreich als seine Wahlheimat kennen gelernt, sogar die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen und auch in Wien seine letzte Ruhestätte gefunden. Es liegt also nahe, auch einen österreichischen Komponisten in die Reise durch Ligetis Welt einzubeziehen. 

Einen großen Teil seines Lebens widmete György Ligeti dem Unterrichten. So war er von 1973 bis 1989 Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Aus den Reihen seiner ehemaligen Studierenden gingen viele namhafte KomponistInnen hervor. Mit ParaMetaString für Streichquartett und Tape von Unsuk Chin (*1961) steht ein Werk einer Schülerin Ligetis auf dem Programm, in dem elektronische Musik und Instrumentalmusik aufeinandertreffen. Auch wenn sich Ligeti in seinem kompositorischen Schaffen fast ausschließlich auf Vokal- und Instrumentalmusik konzentrierte, war ihm durch seine Zeit im legendären „Studio für elektronische Musik“ des Westdeutschen Rundfunks die Denkweise des Komponierens elektronischer Musik durchaus vertraut. Das Werk seiner Schülerin geht den Weg der Ausdrucksmöglichkeiten weiter und verbindet elektronische Klänge mit Instrumentalmusik. 

Mit SPEKTREN erleben Sie einen Konzertabend auffällig vieler Gegensätze: auf der einen Seite Ecken und Kanten, Abstraktion und Rastlosigkeit, vielleicht sogar Chaos, auf der anderen Seite auch Einfühlsamkeit, Sanftmut, Struktur und tiefste Emotionalität. Vielleicht ist ja auch Ihnen das ein oder andere Werk unseres Programms noch unbekannt, so wie mir zu Beginn. Dann lade ich Sie herzlich ein, sich mit unseren MusikerInnen auf die Reise zu begeben. Vielleicht haben Sie dabei ja ähnliche Erlebnisse wie ich! Aber auch, wenn Sie mit dem Programm des Abends schon vertraut sind, lassen sich die SPEKTREN dieses Querschnitts durch Ligetis Leben und Umfeld im Zusammenklang neu entdecken!

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Jonathan Debus/Trompete
Mitglied des Programmausschusses

SPEKTREN
Winter-Kammermusik 2023
Mitglieder der Jungen Deutschen Philharmonie

PROGRAMM

Unsuk Chin (*1961):ParaMetaString für Streichquartett und Tape (1996)
Zoltán Kodály (1882–1967): Sonatina für Cello und Klavier
György Ligeti (1923–2006): Etüde für Klavier Nr. 13 „L’escalier du diable“ (1993)
Gustav Mahler (1860–1911): Klavierquartett a-Moll
György Ligeti: Etüde für Klavier Nr. 4 „Fanfares“ (1985)
György Kurtág (*1926): Auszüge aus Signs, Games and Messages für Streicher (seit 1989)

KONZERTE

FR 03.02.2023 / 19.00 Uhr Offenbach, Französisch-Reformierte Kirche
SA 04.02.2023 / 20.00 Uhr Frankfurt, Romanfabrik
SO 05.02.2023 / 11.00 Uhr Hofheim, Landratsamt

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