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Liebe Leserinnen und Leser, Hamburg, Berlin, Köln – drei Metropolen, in denen die Junge Deutsche Philharmonie dieses Frühjahr auftrat; drei Metropolen, in denen ich persön- lich ganz unterschiedliche Menschen traf, ohne wohl je ihre Namen zu erfahren. Ich möchte Ihnen davon erzählen:
Köln,    Sonntag,    20. 3. 2011,    18.00    Uhr,    das    letzte    Konzert    unserer Tournee. Beim Betreten der Bühne werde ich gleich gewahr, dass der Saal nahezu ausverkauft ist. Viele Kinder entdecke ich in den Reihen und bin sehr gespannt, wie sie auf die Musik reagieren werden. Als Cellist sitze ich auf den Bühnen dieser Tournee am rechten Rand und bin immer sehr nahe am Publikum, in Köln aber bedeutet dies fast direkten Kontakt. Die Zuhörer in der ersten Reihe können sich, so sie es wagen, mit ihrem Ellbogen auf der Bühne aufstützen. Junge Zuhörer sind anscheinend sehr geneigt, dieses Wagnis einzugehen. Jedenfalls tut es ein kleiner Junge zu meiner Rechten völlig ungeniert mit beiden Ellbogen: sichtlich gelangweilt, abwechselnd gähnend und auf seinem Kaugummi kauend. Mein Blick hört auf zu streifen, ich schaue ihm in die Augen – und er zurück, nachdem er sich verwundert umsah. Ich zwinkere ihm mit einem Auge zu, und er fängt an zu strahlen.
Ich muss schon sagen, das ganze Konzert über verstanden wir uns ziemlich gut und er, davon bin ich überzeugt, auch vollkommen die Musik. Berlin, Montag, 14. 3. 2011, 20 Uhr, das vierte Konzert unserer Tournee! Die Philharmonie ist heute gut besucht, und ich sitze wieder einmal sehr nahe am Publikum. Während des Betretens der Bühne und anschließenden Stimmens fällt mir im Publikum nichts Besonderes auf. Ich besinne mich schon fast darauf, für mich und das Publikum als anonymes Ganzes zu spielen, als mein Blick auf einen Herrn mittleren Alters nebst Gattin fällt. Sie trägt viel Gold und Schminke, er eine teure Uhr und rosa Einstecktuch. Bevor Herr Boreyko den ersten Ton erklingen lässt und ich meine Aufmerksamkeit Strawinskys Nachtigall zuwenden muss, bemerke ich, wie sie versucht, seine Hand zu ergreifen. Mit einem Kopfschütteln entzieht er sie ihr. Die Zeit reicht nicht für mich, mir Gedanken über menschliche Entfremdung zu machen, doch passiert eingangs des Violinkonzertes, wo ich pausiere, etwas Bemerkenswertes! Er greift ihre Hand!
In diesem Moment bemerkt er, was ich bemerke, und quittiert meinen Blick mit einem lächelnden Nicken.
Hamburg, Freitag, 11. 3. 2011, 20 Uhr, der Tag des Tsunamis, das allererste unserer Konzerte! Es wird beim Auftritt auf die Bühne applaudiert, und zwar mit einer solchen Ausdauer, dass die Konzertmeisterin sich entschließt, stehen zu bleiben und abzuwarten, bis das ganze Orchester vollzählig ist. Viel Zeit, um zu schauen, wer heute in die Laeiszhalle gekommen ist. Diesmal ist es unter allen anderen ein Mädchen von atemberaubender Schönheit, deren Blick ich kreuze ...
Liebe Leserinnen und Leser, hier sollen die Ausführungen des lyrischen Ichs enden. Meine Wenigkeit, der Autor und neues Vorstandsmitglied, grüßt Sie herzlich. Ich glaube, dass Dinge, wie sie oben geschildert wurden, ähnlich in jedem Konzert passieren und letztendlich den Reiz des Konzertsaals ausmachen. Musik kann heutzutage massenweise reproduziert und konsumiert werden, warum also noch ins Konzert gehen? Die Antwort finden wir in den unzähligen anonymen Verbindungen, im direkten Teilhaben und Teilen von Musik und damit von Emotionen!
*** Ole Hansen / Cello,
Vorstand der Jungen Deutschen Philharmonie

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