2010 erobert die Junge Deutsche Philharmonie zum zweiten Mal neue Orte für Musik. Im September holt das Orchester das Wien um 1900 nach Frankfurt am Main. Von Donnerstag bis Sonntag besetzen die jungen Musikerinnen und Musiker mehr als zehn neue Spielorte in der Stadt, spüren dem gesellschaftlichen Wandel und Aufbruch der österreichischen Metropole um die Jahrhundertwende musikalisch nach und schlagen Brücken zu den expressionistischen Entwicklungen anderer Künste.
Die leidenschaftlichen Musikerinnen und Musiker der Jungen Deutschen Philharmonie suchen den unmittelbaren, authentischen Ausdruck, um ihr Publikum zu fesseln und auf neuen Wegen noch mehr Menschen für die klassische Musik zu begeistern. Was liegt also näher, als die Musik der bedeutendsten Vertreter des Wiener Expressionismus in den Mittelpunkt ihres interdisziplinären Veranstaltungswochenendes FREISPIEL zu stellen? Auch Zemlinsky, Schönberg, Webern, Berg und Schreker ging es darum, das Innerste nach außen zu kehren und sich von Normen und Traditionen abzusetzen.
Wien war und ist eine der wichtigsten kulturellen Schnittstellen Europas und Schmelztiegel verschiedener kultureller Traditionen. Doch die Stadt machte es den Komponisten nicht immer leicht. Wien forderte sie heraus: Gerade das Wien zwischen 1890 und 1920 war geprägt von konservativer Öffentlichkeit und Presse. Gesellschaftliche Umbrüche im sich auflösenden Kaiserreich führten in den Künsten zu neuen Ausdrucksformen. Für neue Ideen und wegweisende Entwicklungen mussten die Komponisten kämpfen, und viele verließen später frustriert die Stadt. Vier große Abendveranstaltungen laden ein, den Wiener Expressionismus und seine Folgen in allen Facetten zu erleben: Die musikalischen Aktionen verbinden sich mit Tanz und Literatur, eine Uraufführung füllt die Alte Oper mit unbekannten Klängen, und im Club treffen verschiedene Musikstile aufeinander und suchen Umbrüche in der heutigen Großstadt.
Am Samstag bieten sechs Stationen eines Musikparcours in der Innenstadt noch mehr Kunstgenuss für alle Sinne: Wiener Caféhaus-Atmosphäre mit frischem Kuchen und „Schrammelmusik“, therapeutischer Ohrenschmaus mit Freudschen Texten und Musik von Zemlinsky und eine ausdrucksstarke Film-Musik-Performance in einem Kino der besonderen Art gehören dazu.
Mit FREISPIEL 2010: KLANG – RAUM – WIEN knüpft die Junge Deutsche Philharmonie an die im vorletzten Jahr entwickelte Veranstaltungswoche FREISPIEL 2008: OLIVIER MESSIAEN an und löst erneut auf ungewöhnli che Art die Form des klassischen Konzerts auf. Die Kompositionen tauchen an thematisch spannenden Orten und in Verbindung mit anderen Künsten auf und erhalten eine neue Dimension. So wird die Musik in einen facettenreichen Kontext gesetzt, der sie noch stärker erlebbar werden lässt. Das Publikum ist eingeladen, zu interagieren und sich den „Klangraum Wien“ zu erobern.
Auch bei FREISPIEL 2010 kooperiert das Orchester wieder mit renommierten Frankfurter Kunst- und Kulturinstitutionen wie der SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT, dem Institut für Stadtgeschichte und der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt und schafft so ein für Musiker und Publikum gleichermaßen anspruchsvolles und vielfältiges Programm.