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Als ich vor etwa einem Jahr Mitglied der Jungen Deutschen Philharmonie wurde, wusste ich fast nichts über das Orchester – höchstens vielleicht, dass dort „Basisdemokratie“ herrscht. Ich hatte jedoch keine Vorstellung davon, wie das genau aussieht.

Normalerweise kommt man ja in ein Orchester um zu spielen. Die Entscheidungen, wer dirigiert, wo was gespielt wird, trifft in den meisten Fällen der Orchesterchef mit anderen Managern. Dass das in der JDPh ganz anders ist, war für mich eine ganz neue Erfahrung, die mir sehr gefallen hat. Deshalb wollte ich hier auch nicht nur einfaches Mitglied bleiben, sondern aktiv im Vorstand mitarbeiten, dadurch einen besseren Überblick bekommen und Dinge mitentscheiden können.

Als im Vorstand der JDPh dann der einzige Streicher – von der Orchesterverteilung Streicher/Bläser ist ein Streicher eigentlich ohnehin viel zu wenig – zurücktrat, war für mich klar: es sollte unbedingt wieder ein neuer Streicher in den Vorstand. Also habe ich mich zur Wahl gestellt. Erfahrungen mit den Gestaltungsmöglichkeiten, die sich durch aktive Mitarbeit eröffnen, hatte ich bereits in diversen anderen Gremien gesammelt, unter anderem als stellvertretende AStA-Vorsitzende an der HfMDK Frankfurt.

Wie in der großen Politik habe ich ein Wahlprogramm aufgestellt. Dort habe ich unter anderem auf den fehlenden Streichernachwuchs aufmerksam gemacht, ein Problem, zu dessen Lösung ich gern beitragen möchte. Ich hoffe, dies durch meine guten Kontakte zur Deutschen Streicherphilharmonie, deren langjähriges Mitglied ich war, mit auf den Weg bringen zu können. 

Tatsächlich wurde ich dann auch gewählt und stieg direkt mit meiner ersten Telefonkonferenz in das Vorstandsleben ein.

Seit der Wahl hat sich für mich viel verändert. Ich kenne nun die Einzelheiten und Fallstricke der Basisdemokratie, ich habe das Büroteam und eine große Anzahl von Mitgliedern kennengelernt. Die Tragweite meiner Arbeit im Vorstand ist mir, obwohl ich noch nicht lange dabei bin, schnell bewusst geworden. Zum Beispiel konnte ich über Besetzungsfragen mitbestimmen, Vorschläge für neue Projekte machen, an einem Foto-Shooting für das neue Erscheinungsbild der JDPh teilnehmen – und all das, obwohl ich weder Model noch Managerin bin.

Gerade im Zuge der Veränderungen im Orchester, seiner neuen Ausrichtung und der sich daraus ergebenden Konsequenzen wie beispielsweise die Entstehung eines dazu passenden Logos konnte ich einiges mitentscheiden und war direkt „dran“ am Geschehen. Das war eine einzigartige Erfahrung, die ich jedem ans Herz legen möchte – vor allem in einem Orchester wie unserem, in dem jeder Einzelne ein Mitspracherecht darüber hat, wie es weitergeht. Diese Chance, selbst aktiv die Arbeit der JDPh mitzugestalten, ist etwas Besonderes, das unbedingt gefördert und erhalten werden muss. Auch ich möchte weiterhin gerne aktiv dabei sein und die Zukunft unseres Orchesters mitbestimmen. Denn ich weiß, dass das, was ich tue, erste Erfolge zeigt und das Orchester mit nach vorn bringt. Und diese Arbeit macht mir dazu auch noch Spaß!

Herzliche Grüsse,
Eure Anne

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Anne Uerlichs / Viola, Vorstand der JDPh