Orchesterfoto2018

„Passivität ist keine Option“, sagt der Pianist Igor Levit in einem Interview mit der taz , und das ist wahr! Vielleicht geht es manchen von uns so, dass wir uns fragen: „Was kann ich machen, ich bin ja nur eine Musikerin, ein Musiker?“ Aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Ergebnis, dass gerade wir Musikerinnen und Musiker etwas tun können. Und mittlerweile fühle ich mich sogar in der Pflicht meinem Gewissen gegenüber, meine Gedanken zu artikulieren, auch wenn sie vielleicht noch nicht fertig sind. In der Jungen Deutschen Philharmonie habe ich gelernt, dass man nie fertig wird und deswegen ab einem gewissen Punkt den Mut besitzen muss, rauszugehen. Ich habe das Glück, dem Orchester viele Jahre angehört und daher manche Entwicklungen miterlebt zu haben. Im Jahr 2018 war unser Orchester in sieben Ländern zu Gast: Brasilien, Chile, Italien, Kolumbien, Österreich, Polen und Slowenien. Das ist eine wunderbare Bestätigung für das, worauf wir über Generationen und Jahrzehnte hingearbeitet haben. Obwohl Deutschland einst Verfolgung, Krieg und eine der größten Flüchtlingskrisen der Weltgeschichte ausgelöst hat, darf es heute Gast sein auf der Welt und wird freundschaftlich empfangen. Internationale Dirigenten wie Jonathan Nott oder der Cellist Steven Isserlis konzertieren mit uns – voller Leidenschaft. Wie kann es aber sein, dass in Deutschland erneut Fremdenfeindlichkeit aufkommt? Wie kann es sein, dass Restaurants angegriffen werden, dass Menschen rufen: „Wer Deutschland liebt, ist Antisemit!“? Wie kann es sein, dass Hitlergrüße gezeigt werden? Wir dürfen dazu nicht schweigen.
Woran können wir uns orientieren, wenn nicht an dem, was wir selbst an Offenheit erleben? Ohne Nott, Isserlis & Co. können wir einpacken! 2014 performte die Junge Deutsche Philharmonie Alfred Schnittkes Moz-Art à la Haydn zusammen mit Geflohenen aus Eritrea, Afghanistan und Syrien als eine Einführung für das Publikum vor dem eigentlichen Konzert. Die zu uns Gekommenen haben aus ihrer Heimat erzählt, von ihrer gefährlichen Reise, und sie haben getanzt, weil Worte fehlten. Es gab nur Umzugskartons, auf denen die Namen ihrer Heimatstädte geschrieben waren. Education meets Integration. Die konzentrierte Konzertatmosphäre war fast nicht auszuhalten. So wie wir uns 2014 und seitdem immer wieder engagiert haben, brauchen wir auch jetzt eine Positionierung.
Sommerfest der Hilfsorganisation Medico im August 2018: Die Junge Deutsche Philharmonie, das Ensemble Modern, die Romanfabrik und Medico feiern ein Nachbarschaftsfest im Frankfurter Osthafen. Das Datum des 5. August 2018 ist gleichzeitig der „Day Orange“ – Orange als Farbe der Rettungswesten im Mittelmeer. Politisches Kabarett, Musik, Streetfood, fröhliches Zusammensein, um ein Signal auszusenden: Wir leben in einer bunten und vielfältigen Gesellschaft! Und auch wir, die Junge Deutsche Philharmonie, betonen vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen, dass wir für Vielfalt und Miteinander stehen. Wir sind ein Orchester, dessen Mitglieder aus über 30 Nationen kommen und das ohne Offenheit und Neugierde nicht bestehen kann. Deswegen rufen wir zu Menschlichkeit und Toleranz, zu einem Miteinander unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder Religion, auf.

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Arvid Single / Violine für die Mitglieder der Jungen Deutschen Philharmonie

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